: Person mit Spinnrad im Freien hält Kammzüge aus bunter Wolle – ideal für den Einstieg ins Spinnen mit dem Spinnrad.

Die ersten Schritte: Wie fängt man mit dem Spinnen an?

Spinnen ist eine uralte, meditative Handwerkskunst, bei der aus losen Fasern ein nutzbares Garn entsteht. Für viele ist es der Einstieg in eine entschleunigte, kreative Welt. Doch wie beginnt man damit eigentlich? Was braucht man? Und wie gelingen die ersten Meter Garn?

In diesem Beitrag findest du einen klaren Überblick für deinen erfolgreichen Start - verständlich erklärt und direkt umsetzbar.

Warum das Spinnen ein spannendes Hobby ist

Spinnen verbindet Kreativität, Handarbeit und Entschleunigung auf einzigartige Weise. In einer Welt voller Hektik bietet das Arbeiten mit natürlichen Fasern einen beruhigenden Gegenpol. Du erlebst den gesamten Entstehungsprozess deines Garns - vom zarten Wollvlies bis zum fertigen Faden.

Zugleich ist Spinnen unglaublich vielseitig: Du kannst mit unterschiedlichen Fasertypen experimentieren, eigene Garne designen und deine Ergebnisse weiterverarbeiten z. B. zum Stricken, Weben oder Häkeln. Es fördert das Verständnis für Materialqualität, Farbwirkung und Struktur.

Ob traditionell oder modern: das Spinnen bietet Raum für individuelles Schaffen und ist ein Hobby, das mit den eigenen Händen wächst. Und das Beste: Jeder Faden erzählt deine Geschichte

1. Das richtige Spinnwerk wählen

Der erste Schritt in die Welt des Spinnens beginnt mit der Wahl des richtigen Werkzeugs. Grundsätzlich hast du zwei Möglichkeiten: Handspindel oder Spinnrad. Beide haben ihre Vorteile, doch das Spinnrad bietet von Anfang an mehr Komfort, Kontrolle und kreative Möglichkeiten - gerade, wenn du längerfristig mit dem Hobby arbeiten möchtest.

Warum ein Spinnrad eine gute Wahl ist:

Ein Spinnrad ermöglicht dir, gleichmäßiger und entspannter zu spinnen, da die Drehung mechanisch erzeugt wird und du dich ganz auf den Faserfluss konzentrieren kannst. Durch das Treten mit einem oder zwei Füßen hast du die Hände frei, was gerade beim Ausziehen der Fasern für mehr Kontrolle und Präzision sorgt.

Darüber hinaus bieten moderne Spinnräder viele Einstellungsmöglichkeiten, etwa die Anpassung der Einzugsstärke, unterschiedliche Übersetzungen oder Spulenwechsel. So kannst du dein Garn ganz individuell gestalten: von dickem Single-Garn bis hin zu fein verzwirntem Lacegarn.

Ein weiterer Vorteil: Spinnräder sind ergonomisch, leise im Betrieb und lassen sich, je nach Modell, sogar zusammenklappen oder transportieren. Für Menschen mit empfindlichen Händen oder Handgelenken ist das Spinnen mit dem Rad deutlich gelenkschonender als mit der Handspindel.

Für wen sich das Spinnrad besonders lohnt:

  • Wenn du regelmäßig spinnen möchtest
  • Wenn du gleichmäßige Garne produzieren willst
  • Wenn du ein flexibles, langlebiges Werkzeug suchst
  • Wenn du mehrere Faserarten ausprobieren möchtest
  • Wenn du ergonomisch arbeiten willst

Viele Einsteigermodelle sind bereits sehr einsteigerfreundlich gestaltet, lassen sich später erweitern und begleiten dich über Jahre hinweg - von den ersten Metern Garn bis zum feinen Kunstgarn.

Wenn du ein hochwertiges und langlebiges Spinnrad suchst, wirf gerne einen Blick auf unser Sortiment bei den Berliner Spinnrädern.
Wir bieten dir bewährte Modelle namhafter Hersteller, sorgfältig ausgewählt für Einsteigerinnen und erfahrene Spinnende. Alle unserer Spinnräder stammen aus europäischer Fertigung, überzeugen durch Präzision, Qualität und ruhigen Lauf. Der Versand innerhalb Deutschlands, Österreich und der Schweiz erfolgt schnell und zuverlässig - und bei Fragen beraten wir dich gerne persönlich:

Onlineshop für Spinnräder

2. Die richtige Faser zum Einstieg

Die Wahl der Faser ist entscheidend für einen gelungenen Start. Gerade in der Anfangsphase sollte die Faser möglichst gutmütig und fehlerverzeihend sein - also nicht zu kurz, nicht zu fein, nicht zu rutschig. Ideal geeignet sind Wollfasern, etwa vom Bergschaf, Bluefaced Leicester oder Corriedale. Diese Fasern lassen sich leicht ausziehen und „verzeihen“ auch ungleichmäßige Handbewegungen.

Für den Einstieg empfehlen sich vorgekämmte Kammzüge oder kardierte Vliese. Sie sind bereits gut vorbereitet, sauber und entwirrt. Du kannst direkt loslegen, ohne dich vorher um Waschen, Sortieren oder Auflockern kümmern zu müssen.

Vermeide zu Beginn:

  • sehr feine Fasern (z. B. Merino) - sie neigen zum Verfilzen oder Reißen
  • Pflanzenfasern (z. B. Flachs, Hanf) - sie erfordern spezielle Techniken
  • ungewaschene Rohwolle - sie erschwert das Handling und bringt zusätzliche Herausforderungen mit sich

Mit der richtigen Faser in den Händen wirst du schneller ein Gefühl für Auszug, Drehung und Garnentwicklung bekommen - ein motivierendes Erfolgserlebnis von Anfang an.

erschiedene Fasertypen nebeneinander präsentiert – ideal zur Auswahl der richtigen Spinnfaser für Anfängerinnen

3. Los geht’s: Die Grundtechnik verstehen

Das Spinnen folgt im Kern drei Schritten: Ausziehen, Eindrehen, Aufwickeln - diese Prozesse greifen ineinander und bestimmen die Struktur deines Garns.

Ausziehen
Beim Ausziehen lockerst du die Fasern in einem gleichmäßigen Fluss. Du bestimmst dabei die Dicke und Länge des zukünftigen Fadens. Für Anfängerinnen empfiehlt sich der sogenannte lange Auszug: Dabei hältst du die Fasern mit einer Hand fest und ziehst mit der anderen in einem größeren Abstand.

Eindrehen
Durch das Spinnrad oder die Spindel wird die nötige Drehung erzeugt. Diese sorgt dafür, dass sich die ausgezogenen Fasern miteinander verbinden und stabilisieren. Je mehr Drehung, desto fester und dünner wird das Garn - je weniger, desto weicher und dicker.

Aufwickeln
Nach dem Eindrehen wird das fertige Garn automatisch oder manuell auf die Spule gewickelt. Achte darauf, dass du genug Drehung gibst, bevor du das Garn einziehen lässt - sonst reißt es oder wird instabil.

Tipp: Am Anfang ist es völlig normal, dass das Garn unregelmäßig wird - nimm es als Teil des Lernprozesses. Mit jedem Meter wird dein Gespür für Fasern und Rhythmus besser.

Nahaufnahme von Händen am Spinnrad beim Ausziehen der Fasern – Grundtechnik des Spinnens anschaulich gezeigt

4. Üben, Geduld haben & dranbleiben

Der Einstieg ins Spinnen ist eine Reise - keine Technik, die man in zehn Minuten „beherrscht“. Es braucht Geduld, Gelassenheit und Wiederholung.

Deine ersten Garne werden vielleicht ungleichmäßig, dick-dünn oder reißen - das ist ganz normal. Genau hier liegt der Reiz: Du lernst mit den Händen, nicht nur mit dem Kopf. Beobachte, wie sich die Fasern verhalten, wie sie auf Spannung und Drehung reagieren. So entwickelst du nach und nach ein Gespür dafür.

Viele Anfängerinnen empfinden das Spinnen bald als meditativ und entschleunigend. Es ist kein Hobby, das auf Tempo zielt - sondern auf Handarbeit, Rhythmus und Verbindung zum Material.

Unser Tipp:

  • Übe in kurzen, entspannten Einheiten
  • Arbeite immer mit ausreichend vorbereiteten Fasern
  • Nimm dir vor, nicht perfekt, sondern bewusst zu arbeiten

Mit etwas Geduld wirst du bald dein erstes selbstgesponnenes Garn in den Händen halten - und auf jedes weitere Projekt mit wachsender Freude blicken.

5. Vom Spulen bis zum fertigen Garn

Wenn deine erste Spule voll ist oder du mit der Spindel genug Garn gesponnen hast, ist der Moment gekommen: dein erstes selbst gesponnenes Garn ist bereit für die Nachbearbeitung - ein spannender und oft unterschätzter Teil des Spinnprozesses.

Garn abwickeln und messen

Zunächst wickelst du das Garn von der Spule oder Spindel ab. Hierfür eignet sich ein sogenannter Niddy Noddy - ein einfaches Hilfswerkzeug, mit dem du das Garn in gleichmäßige Stränge wickeln kannst. Dabei kannst du auch gleich die ungefähre Lauflänge messen.

Verzwirnen (optional, aber empfehlenswert)

Für mehr Stabilität und Gleichmäßigkeit kannst du das Garn verzwirnen, d. h. zwei oder mehr Einzelfäden miteinander verdrehen. Das Aussehen deines fertigen Garns verändert sich dadurch deutlich: Es wird stabiler, runder und eignet sich besser für Stricken, Häkeln oder Weben.

Tipp: Wenn du verzwirnst, drehe in entgegengesetzter Richtung zur Spinnrichtung (z. B. S-Zwirn nach Z-Spinnrichtung).

Waschen und Fixieren

Nach dem Verzwirnen (oder auch direkt nach dem Spinnen) solltest du dein Garn waschen - nicht nur zur Reinigung, sondern vor allem, um die Drehung zu fixieren. Das „Setzen“ der Drehung sorgt dafür, dass sich das Garn später nicht mehr stark zusammenzieht oder verdrillt. Ein kurzes Bad in handwarmem Wasser mit etwas Wollwaschmittel reicht meist aus.

Danach wird das Garn ausgedrückt, nicht gewrungen, und liegend oder hängend getrocknet. Viele nutzen dabei ein leichtes Gewicht am unteren Ende des Strangs, um überschüssige Drehung zu neutralisieren.

Fertig zum Verarbeiten

Nun kannst du dein erstes Garn stolz verwenden - ob zum Stricken, Weben oder einfach als Erinnerung an deinen Einstieg ins Spinnen. Kein Garn ist wie das andere, jedes trägt deine Handschrift und gerade die kleinen Unregelmäßigkeiten machen es so besonders.

Fazit:

Vom ersten Auszug bis zum fertigen Knäuel erfordert Spinnen Aufmerksamkeit, Geduld und Übung - aber es schenkt dir auch Ruhe, Achtsamkeit und das erfüllende Gefühl, etwas mit den eigenen Händen geschaffen zu haben. Dein Garn ist nicht nur Material - es ist Ausdruck deiner Kreativität.

Detailaufnahme eines Spinnrads im Garten, umgeben von weißen Blumen – Symbol für entspanntes Spinnen in der Natur
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