Spinnrad mit Naturfasern: Wolle, Seide, Baumwolle und Flachs auf Holzuntergrund – Materialübersicht für Handspinnerinnen

Materialien zum Spinnen: Ein Überblick für Handspinnerinnen

Ein Faden zieht sich durch viele Kulturen - wortwörtlich. Doch woraus besteht er eigentlich? Wer spinnt, hat die Wahl: tierisch, pflanzlich oder synthetisch. Hier zeigen wir dir die große Vielfalt der Spinnmaterialien und geben dir einen kompakten Überblick, was sich alles verspinnen lässt.

Was macht eine Faser „spinnbar“?

Nicht jede Faser eignet sich automatisch zum Spinnen - es kommt auf ihre Struktur an. Spinnbare Fasern haben eine gewisse Länge, Feinheit und Griffigkeit. Sie lassen sich durch Drehung („Drall“) zu einem stabilen Faden verbinden. Je nachdem, wie elastisch, weich oder glatt sie sind, entstehen sehr unterschiedliche Garne - ideal für kreative Projekte mit Charakter.

Tierische Fasern: Der Klassiker unter den Spinnmaterialien

Wolle – der Allrounder
Schafwolle ist wohl die bekannteste Spinnfaser. Ob Merino, Bergschaf oder Jacobschaf - sie ist elastisch, warm und lässt sich hervorragend verspinnen. Besonders beliebt bei Einsteigerinnen: kardierte oder gekämmte Merinowolle, da sie weich, gleichmäßig und gut kontrollierbar ist.

Alpaka & Lama – edel und thermoregulierend
Diese Fasern stammen aus Südamerika und sind bekannt für ihre Weichheit und Wärmeleistung. Sie sind hohl, leicht und dabei stärker als Schafwolle. Alpaka eignet sich besonders für empfindliche Haut, da es kein Lanolin enthält.

Kamel – feine Unterwolle mit Luxusfaktor
Kamele werfen jährlich ein feines Unterfell ab, das gesammelt und versponnen werden kann. Die Faser ist weich, isolierend und golden bis braun. Sie sind damit ideal für Wintertextilien mit natürlichem Charme.

Angora – flauschig, aber anspruchsvoll
Angorakaninchen liefern superfeine, weiche Fasern. Aufgrund ihrer Kürze braucht es etwas Übung. Tipp: Angora lässt sich gut mit Merino mischen.

Kaschmir & Mohair – für feinste Handarbeiten
Beide Fasern gehören zu den edelsten Spinnmaterialien. Kaschmir stammt von Ziegen, Mohair von der Angoraziege. Sie sind seidig, glänzend und temperaturausgleichend – perfekt für Luxusgarne.

Seide – die einzige natürliche Endlosfaser
Seide stammt vom Kokon der Seidenraupe. Sie ist extrem glatt, glänzend und reißfest. Beim Spinnen gleitet sie leicht durch die Finger – eine Freude für Fortgeschrittene. Es gibt verschiedene Seidenarten: Maulbeerseide (sehr weiß, edel), Tussahseide (naturfarben, robuster), oder Wildseide (aus bereits geschlüpften Kokons, tierfreundlich).

Yak & Qiviut – seltener Schatz aus kalten Regionen
Diese Fasern sind warm, weich und sehr fein. Qiviut (Moschusochse) gehört zu den teuersten Naturfasern überhaupt. Wer sie verarbeitet, hat es mit einem echten Juwel zu tun.

Haare von Hund und Katze – ungewöhnlich, aber möglich
Manche Spinnerinnen nutzen die ausgekämmte Unterwolle ihrer Haustiere. Besonders geeignet: langhaarige Rassen mit feiner, weicher Wolle. Wichtig: gründlich waschen und ggf. mit Wolle mischen für bessere Spinnbarkeit.

Natürliche tierische Fasern wie Wolle, Alpaka, Angora und Kamelhaar mit Holzspindel – ideal zum Handspinnen

Pflanzenfasern: Vegan, robust, vielseitig

Baumwolle – weich, aber kurzfaserig
Baumwolle ist die am weitesten verbreitete pflanzliche Faser. Sie lässt sich gut verspinnen, erfordert aber etwas Geschick: Die kurzen, glatten Fasern brauchen mehr Drall. Ideal: auf einem speziellen Baumwoll-Flügel oder mit der Spindel.

Flachs (Leinen) – traditionsreich und langlebig
Flachs ist die Grundlage für Leinen und wird seit Jahrtausenden versponnen. Die langen Bastfasern sind reißfest, aber steifer als Wolle. Spinnen erfordert hier Technik, aber das Ergebnis ist überzeugend – kühlend, glatt, ökologisch.

Hanf – robust & ökologisch
Hanf wächst schnell, braucht wenig Wasser und liefert starke, widerstandsfähige Fasern. Der Spinnprozess ist ähnlich wie bei Flachs. Das fertige Garn eignet sich für feste Stoffe, Taschen, Tischwäsche und kreative Upcycling-Projekte.

Ramie & Brennnessel – überraschend vielseitig
Diese Bastfasern sind weniger bekannt, aber absolut spinnfähig. Ramie glänzt fast wie Seide, Brennnessel ist langlebig und wurde früher für Arbeitskleidung genutzt. Beide lassen sich allein oder als Beimischung verwenden.

Pflanzliche Fasern wie Baumwolle, Flachs, Ramie und Hanf mit Spindel – Naturmaterialien zum Spinnen auf Holzuntergrund

Regenerat- & Chemiefasern: Modern, glatt, mischfreudig

Zu den regenerierten Fasern zählen Viskose, Modal oder Lyocell. Sie basieren auf Zellulose, sind jedoch industriell aufbereitet. Das Ergebnis: sehr glatte, glänzende Fasern, die gut mit tierischen oder pflanzlichen Fasern kombinierbar sind.

Rein synthetische Fasern wie Polyester oder Nylon sind beim Handspinnen weniger beliebt. Sie sind rutschig und fühlen sich „kalt“ an. In Mischungen können sie jedoch Strapazierfähigkeit und Glanz bringen.

Vergleich der Fasern: Welche passt zu mir?

Faser Herkunft Eigenschaften Spinn-schwierigkeit Ideal für
Merinowolle Schaf weich, elastisch, warm leicht Anfänger:innen, Alltagsgarn
Alpaka Tierisch weich, leicht, wärmeisolierend mittel feine Tücher, Kleidung
Baumwolle Pflanzlich kurzfaserig, weich mittel bis schwer vegane Projekte, Sommergarn
Seide Tierisch glatt, glänzend, reißfest schwer Luxusgarn, Schals, Tücher
Flachs Pflanzlich glatt, kühlend, reißfest mittel Tischwäsche, Kleidung
Angora Tierisch extrem weich, flauschig schwer Mützen, Schals (mit Beimischung)
Hanf Pflanzlich robust, nachhaltig mittel Taschen, feste Stoffe

 

Tipps fürs Spinnen verschiedener Materialien

  • Probespinnen lohnt sich: Nicht jede Faser fühlt sich beim Spinnen gleich an. Kleine Mengen reichen aus, um sich ein Bild zu machen.
  • Mischen erlaubt: Glatte Fasern (z. B. Seide) lassen sich mit krausen (z. B. Wolle) leichter verspinnen.
  • Werkzeugwahl anpassen: Für kurze Fasern (z. B. Baumwolle) eignen sich andere Spinnflügel oder Spindeln als für lange Fasern.
  • Geduld und Übung: Neue Materialien brauchen Zeit - das ist ganz normal. Gerade anspruchsvolle Fasern wie Angora oder Flachs belohnen mit ganz besonderen Garnen.

Fazit: Spinnen kennt (fast) keine Grenzen

Ob Tierhaar, Pflanzenfaser oder moderne Mischungen; die Welt der spinnbaren Materialien ist riesig. Jede Faser bringt ihre eigene Geschichte, Textur und Herausforderung mit sich. Das macht das Spinnen so spannend: Man lernt ständig dazu und entdeckt immer neue Kombinationen und Möglichkeiten.

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